Agroforstwirtschaft als Landnutzungsalternative für eine zeitgemäße Zusammenführung von Land- und Forstwirtschaft

Am 15. Dezember 2021 diskutierte Frank Wagener mit jungen Forststudierenden über eine WERTvolle Agroforstwirtschaft, die zum einen eine zeitgemäße Zusammenführung von Land- und Forstwirtschaft auslösen und zum anderen ein wichtiger Baustein für Mehrnutzungskonzepte und damit verknüpften Ökosystemleistungen sein kann.

Johanna Haufe vom jungen Netzwerk Forst und Univ.-Prof. Dr. rer. silv. habil. Norbert Weber von der TU Dresden (Professur für Forstpolitik und Forstliche Ressourcenökonomie) moderierten diese Veranstaltung und führten die mehr als 50 TeilnehmerInnen mit ihren vielfältigen Fragen in einen regen Austausch mit den drei ReferentInnen.

Frank Wagener machte deutlich, dass die landbauliche und v.a. rechtliche Trennung von Land- und Forstwirtschaft in Zeiten des Klimawandels & Klimaschutzes nicht nur unsinnig sondern durchaus schädlich ist, da kooperativ nutzbare Potenziale z.B. aus der Agroforstwirtschaft nur unzureichend gehoben werden können. Eine moderne Agroforstwirtschaft kann Gehölze wieder mit Acker- und Grünlandkulturen zusammenführen, um damit im Klimawandel WERTvolle Ökosystemleistungen und Synergien bedarfs- und standortsgerecht bereitzustellen. Dazu muss Landbau grenzüberschreitend in der Land- und Forstwirtschaft zusammengedacht und entwickelt werden. So kann der Kardinalfehler der letzten 100 Jahre konstruktiv aufgelöst werden, indem Gehölze wieder Einzug auf den landwirtschaftlichen Nutzflächen halten und das Know-how dieser beiden wichtigsten Landbewirtschafter in Deutschland wieder in WERTvollen Agroforstsystemen miteinander verknüpft wird. Dann ist es auch unerheblich, ob der Forstbetrieb im Zusammenwirken mit landwirtschaftlichen Betrieben auf eigenen oder landwirtschaftlichen Flächen arbeitet. Es geht um die jeweilige Ökonomie der aktuellen Flächennutzung im Zusammenwirken der neuen Partner. Wobei das neu zu relativieren ist, da z.B. in fast allen Mittelgebirgslagen landwirtschaftliche Betriebe auch Forstflächen bewirtschaften und meist über Waldgenossenschaften u.ä. organisiert sind, umgekehrt ist das seltener der Fall und dann meist nur auf großen Gütern und nicht normalen Durchschnittsbetrieben. Es bleibt nun abzuwarten, wie die Bundesregierung zukünftig Agroforstkulturen definiert, um diese in den Flächenverzeichnissen der landw. Betriebe als Kultur anmelden zu können.

Der Deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft e.V. (DeFAF) bietet für alle Fachrichtungen eine Plattform, um Agroforstkulturen in der Praxis zu verankern (https://agroforst-info.de/). Hier treffen sich Land- und Forstwirte, Planer, Gärtner, Landschaftsgestalter und Ökonomen, um gemeinsam sukzessive mehr Wissen über die enorme Vielfalt der Agroforstwirtschaft zu erarbeiten.

Hintergrund Tharandter Gespräche: Das Junge Netzwerk Forst und der Sächsische Forstverein lassen die Tharandter Gespräche wieder auferstehen und möchten Impulsgeber sein, diesen seinerzeit beliebten forststudentischen Kongress als Angebot und Treffpunkt für Forststudierende ganz Deutschlands wieder zu verstetigen – pandemiebedingt zunächst noch in digitaler Ausführung und ohne Immatrikulationsbescheinigung. Es geht um ein aktuelles Zukunftsthema, welches nicht nur bei Forstleuten, sondern auch bei Umweltverbänden und politischen Parteien stark in Fokus genommen wird: die Honorierung von Ökosystemleistungen. Unter der Schirmherrschaft des Sächsischen Staatsministers für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, Wolfram Günther, treffen in vier interaktiven Online-Veranstaltungen im Zwei-Wochen-Takt (03.11., 17.11., 2.12. und 15.12) viele teils sehr unterschiedliche Akteure aufeinander und diskutieren sowohl miteinander als auch mit dem Publikum über Chancen und Risiken sowie konkrete Vorstellungen zur Umsetzung von Honorierungsmodellen und über Alternativen.

Mehr unter: http://www.tharandter-gespraeche.de/

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